Stettin in Polen, Dezember 1980
„Wir haben Krieg“
Die Worte vom Präsident Jaruzelski in der polnischen
TV im Dezember 1980 wird sie ihr Leben lang nie vergessen. Worte, die ihr
Leben drastisch verändern sollten, die einen entscheidenden Einfluss auf alle
Entscheidungen für ihre gesamte Zukunft nahmen.
Sie war gerade 10 Jahre alt als die Unruhen auf den
Straßen in Polen ihre Kindheit beendeten.
Ein Innenpolitischer Krieg, eine schwere Zeit begann.
Der Morgen begann so wie immer. Die Krähe grüßten mit
lautem kra kra kra….
Draußen lag Schnee. Ein schöner Schnee, weiß
bedeckten Straßen und der Park Zeromskiego.
An den Wochenenden waren die Krähen immer irgendwie
lauter als ob sie es wussten, dass sie an den freien Tagen eine ganz besondere
Rolle spielen spielten. Die Straßenbahnen fuhren an den Tagen seltener wie
sonst und in der Stadt herrschte die gleiche irgendwie schöne Wochenende
Stimmung. An diesem winterlichen Morgen war aber alles doch ein
wenig anders. Große Aufregung herrschte. Es sollte ganz besonderer Tag
werden. Ein historischer Tag.
Dezember 1980
Der Weihnachtsmann sollte diesen Tag zu einem ganz
besonderen Tag machen. Es sollte den Kindern Geschenke
bringen und Freudestrahlen auf allen Gesichtern und in allen Herzen
zaubern. An diesem Tag erwartete sollte ein tolles Kinder- Weihnachtsfest
sein. An diesem Tag wollten Kinder viele andere Kinder treffen, sich besonders
hübsch für die Erinnerungsfotos anziehen. Es
sollte jede Menge Schokolade an diesem Tag geben. Mein
Gott…der Tag sollte ein toller Tag werden
Ihre Mutter schaltete wie immer an jedem Morgen das
Radio an. Die Musik gehörte immer zu ihrem Leben dazu. Musik aus dem in einem
sozialistischen Land schwer ergatterten Radio. Eine schöne Musik an die
sie sich noch heute gut erinnern kann.
Aber an diesem Morgen sollte etwas anders werden. An
diesem Morgen sollte es keine Musik geben. Keine Musik und keine Lebensfreude,
keine Kinder und keine Schokolade. An diesem Tag und an vielen folgenden Tagen.
Das Radio reagiert nicht.
Stumm. Wie viele Musik Kanäle ihre Mutter auch
vergeblich ausprobierte. An diesem winterlichen Morgen spielte das Radio keine
Musik. Stumm, sicher kaputt. Natürlich
musste es kaputt sein. Sicher wird es wieder lange dauern
bis ein neues Radio aus den schwer gespartes „Zloty“ auf einem Schwarz – Markt
gekauft wird. Ein Radio, ein Status Symbol, ein Teil eines graues
sozialistisches Lebens Und nun kaputt, kein Ton zu hören.
Etwas war anders an diesem Schnee bedeckten
winterlichen Morgen. Auch wenn die Krähe noch immer genauso laut waren wie
sonst. Die Stimmung sank. Das Radio und auch das TV funktionierten an diesem
Morgen nicht. Fragen tauchten auf
was ist denn los?
Was geht vor?
Als auch das Telefon nicht funktionierte wurde allen
bewusst, dass es kein Zufall mehr sein konnte, dass diese Stille nichts Gutes
bedeuten kann.
Angstgefühl war spürbar, Unruhe herrschte in der
kleinen, gerade mal 53 qm kleinen 2- Zimmer Wohnung.
Eine Wohnung, die sie in Polen als eine 4 köpfige
Familie teilten.
Etwas war in der Luft nur keiner von ihnen ahnte noch
welche Zeiten auf sie zugehen. Keine Antwort auf ihre Fragen, ein
seltsames Gefühl der Machtlosigkeit und Unsicherheit.
Stettin, die Stadt ihrer Kindheit, war an diesem
Morgen fast wie ausgestorben. Keine Autos auf den Straßen, keine Menschen,
keine Weihnachtsstimmung.
Was sollte nun jetzt werden?
Was sollte es für Zeichen sein?
Wieso gerade jetzt und gerade hier?
Wieso und was?
Sie war gerade mal 10 Jahre alt, zu klein um all das
was gerade passierte sofort zu begreifen. Zu jung um die Kindheit und die
Sorgenlosigkeit zu verlieren.
(Fortsetzung folgt im Buch: RED LINE - DER WEG ZUR SELBSTBESTIMMUNG)
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